Die Durchdringung von digitalen Technologien und Diensten hängt nicht zuletzt an den Kompetenzen der Anwender – ein Thema, welches auch das Projekt „Der digitale Patient“ beschäftigt. Aus unserer Studie zum Thema Video-Sprechstunden haben wir etwa abgeleitet, dass neue Kommunikationstechniken in die ärztliche Aus-, Fort- und Weiterbildung integriert werden sollten. Die Unversitätsmedizin Mainz führt nun – ab der kommenden Woche – als erste Fakultät ein spezielles Curriculum für Medizinstudenten ein. Wir haben den Verantwortlichen, PD Dr. Sebastian Kuhn, gebeten, den Ansatz für unseren Blog zu beschreiben.


Die zunehmende Digitalisierung des Gesundheitssystems verändert den Beruf des Arztes. Die modernen Kommunikations- und Kooperationsformen des medizinischen Alltags verlangen neue Kompetenzen und Qualifikationen. Damit zukünftige Ärzte diesem digital-kompetenten Profil entsprechen, habe ich mit einer Arbeitsgruppe ein innovatives Blended-Learning-Curriculum entwickelt, welches ab dem 29. Mai 2017 an der Universitätsmedizin Mainz implementiert wird: Medizin im digitalen Zeitalter.

Man nimmt erwartungsgemäß an, dass die heutigen Studierenden – aufgewachsen als erste Generation der „Digital Natives“ – in Symbiose mit technischen Neuerungen und digitalen Applikationen leben. Alleine das Aufwachsen mit digitalen Medien und deren Nutzung auf der „Consumer-Ebene“ reicht jedoch nicht, um sich die bedeutenden berufsspezifischen digitalen Handlungskompetenzen anzueignen.

Wissen, Fertigkeiten, Haltung – nur die Integration dieser drei Komponenten führt zur Kompetenz. Aktuell stehen wir am Anfang, hierzu sinnvolle Konzepte zu entwickeln. Medizin im digitalen Zeitalter stellt die erstmalige Implementierung der digitalen Medizin im Rahmen des Medizinstudiums dar.

Wenn etwas Neues geschaffen werden soll, müssen die wichtigen Personengruppen beteiligt werden, in Interaktion treten und unterschiedliche Sichtweisen austauschen. Patienten, Studierende und Ärzte sind hierbei wichtige Partner. Hierdurch kann ein gemeinsames Verständnis entstehen – ein geteiltes mentales Modell. Diesen Ansatz verfolgt „Medizin im digitalen Zeitalter“ konsequent.

  • Social Media,
  • digitale Arzt-Patienten-Kommunikation,
  • Smart Devices,
  • Apps,
  • Telemedizin,
  • Virtual Reality,
  • Big Data

…sind Module des Curriculums. Frontalunterricht und reine Faktenvermittlung dagegen nicht. Ein innovatives Lernkonzept verlagert die Wissensvermittlung vor den eigentlichen Unterricht ins eLearning, um Raum zu schaffen für praktisches Arbeiten und Diskutieren während der Präsenzzeit. Ideen, Meinungen und Visionen werden in Texten, Bildern und Videos gefasst und den Unterrichtsmaterialien hinzugefügt – lassen somit eine „2.0-Version“ des eLearnings entstehen. Diese Arbeitsweise dokumentiert nicht nur den Lernerfolg, sondern spiegelt die Sichtweise der angehenden Ärzte wider.

Nach Absolvieren des Curriculums sollen die Studierenden in der Lage sein, effektiv Wissen, Fertigkeiten und Haltungen bezüglich der digitalen Medizin einzusetzen. Dies beinhaltet, Chancen und Möglichkeiten der technologischen Innovationen zu erkennen, aber auch Risiken und Grenzen der Digitalisierung im Gesundheitswesen abschätzen zu können.

Das Projekt Medizin im digitalen Zeitalter wird im Rahmen des Förderprogramms Curriculum 4.0 vom Stifterverband und der Carl-Zeiss-Stiftung gefördert. Folgen Sie seiner Entwicklung auf teach-different.com, auf Twitter, Facebook oder setzen Sie auf traditionelle Kommunikationswege und schreiben Sie mir eine E-Mail. Ich freue mich, von Ihnen zu hören und mit Ihnen zu diskutieren!